Als ich im Rahmen meiner Kandidatur als Bürgermeisterin für die Stadt Bad Sooden-Allendorf gefragt wurde, wer meine politischen Vorbilder seien, antwortete ich spontan: Es gibt keine! Zumindest keine politischen.
Das große Vorbild in meinen Leben war immer meine Oma Pauline.
Geboren im Jahr 1921, gehörte sie zu der Generation, die im letzten Jahrhundert wohl mit am meisten vom Leben geprüft und gefordert wurden. Mit meinem Opa Franz heiratete sie ihre große Liebe und wurde schwanger. Als meine Mama im März 1945 geboren wurde, musste meine Oma mit dem Baby in die Wälder fliehen, da die Russen auf dem Vormarsch waren. Mein Opa war zu dieser Zeit längst wieder an der Ostfront. Er geriet in russische Gefangenschaft und meine Oma hat ihn nie wieder gesehen, noch hat er jemals seine Tochter kennengelernt.
Meine Oma hat meine Mama alleine groß gezogen und musste immer arbeiten gehen – erst in der Allendorfer Papierwarenfabrik, später in der Gastronomie. Ihrem Fleiß und ihrer Bescheidenheit war es zu verdanken, dass sie sich in den 50iger Jahren ein Häuschen in der Ackerstraße leisten konnte. Sie hat immer gearbeitet, den Haushalt gemacht, gekocht und später mich nebenbei, da auch meine Mama voll berufstätig war, mit groß gezogen.
Erst 1980 hat sie durch einen Brief des Suchdienstes des Deutschen Roten Kreuzes Gewissheit über das Schickal meines Opas erhalten und war auch noch nach 35 Jahren beim Lesen dem Zusammenbruch nahe.
Oma Pauline war trotz, oder vielleicht sogar aufgrund ihres persönlichen Schicksals immer eine bescheidene, aber fröhliche und dankbare Frau, die nie mit dem Leben haderte. Sie und die vielen anderen Frauen ihrer Generation haben es durch ihre Stärke, ihren Mut und ihre Hartnäckigkeit möglich gemacht, den folgenden Generationen Wege zu erschließen und zu ebnen.
Ohne Frauen wie meine Oma Pauline wäre es für uns Frauen in der heutigen Zeit wesentlich schwerer oder gar unmöglich Posten in Politik und Wirtschaft zu besetzen- oder halt auch Bürgermeisterin zu werden. Wenn sie diese Zeilen heute lesen könnte, würde sie wie immer wortlos und bescheiden abwinken und sich verstohlen eine Träne aus dem Auge wischen.
Insofern liebe Ladies da draußen – glaubt an euch und geht euren Weg! Seid stolz auf eure (Ur-)großmütter, Mamas und Töchter – aber vor allem auch auf euch selbst !
Ihre Sandra Rhenius-Thimm
Lost Places bezeichnet Orte und Bauwerke, die ihre einstige Funktion nicht mehr erfüllen und in Vergessenheit geraten sind. Interessant für Entdecker sind dabei unter anderem ehemalige Industrieanlagen aber auch Verkehrswege.
Die Objekte entstammen in der Regel der industriellen Zeit (ab dem frühen 19. Jahrhundert) oder befinden sich erst seit relativ kurzer Zeit im Verfall.
Die Zeichen der Zeit zeigen es: nur gemeinsam sind wir stark.
Man muss dafür gar nicht mehr in die Weltpolitik schauen, da ein kleiner Blick über die Ortsgrenze bereits reicht. Ob Bürgergenossenschaften, Mehrgenerationencafés, Mitfahrbänke, Dorf-Apps oder Zukunftswerkstätten: die Vielfalt an verwirklichten Projekten ist groß und inspirierend.
Die Regel muss lauten: Keine Idee ist uns zu abenteuerlich, zu verrückt oder zu nichtssagend. Im Verlauf kann man immer noch schauen, was sich bewährt oder letztendlich als Schnapsidee herausgestellt hat.
In diesem Sinne: Seid mutig und lasst uns das Undenkbare denken!
Unser Stadtbild ist von einer größeren Diversität an Generationen geprägt als jemals zuvor. Und jede Generation hat ihre eigene Vorstellung von einem guten und erfüllten Leben: Junge Menschen möchten sich willkommen fühlen, Familien mit Kindern wünschen sich Angebote und Hilfen und ältere Menschen möchten gebraucht werden. Bei allen zeigt sich dabei ein gemeinsamer Wunsch: Vereinfachung des Alltags und Steigerung der Lebensqualität.
Für mich heißt das ZusammenWachsen! Wir müssen zusammenkommen, uns kennenlernen, kommunizieren, verbünden, Teams bilden, wachsen!
Wir verfügen bereits über wertvolle Vereine und Einrichtungen wie beispielsweise das Familienzentrum, den Sozialkreis und den städtischen Seniorentreffpunkt. Dennoch bestätigen mir der Rücklauf meiner Ideenkarte und viele persönlichen Gespräche, dass sich fast alle Generationen mehr Anerkennung, Einbindung und Wertschätzung wünschen.
Jede Fähigkeit, jedes Talent und jede Begabung des Einzelnen können bereits im Kleinen das tägliche Leben eines Anderen deutlich vereinfachen. Eine Leihoma, die einmal wöchentlich die Kleinen vom Kindergarten abholt und die kurze Zeit überbrückt, bis die Eltern nach Hause kommen. Ein Jugendlicher, der einer älteren Person eine Verbindung der Deutschen Bahn sucht, ein Onlineticket bucht und ausdruckt. Eine Landfrau, die interessierten jungen Menschen das Backen und Kochen zeigt und damit Wissen von Generationen weitergibt. Die Vielfach der Möglichkeiten ist unbegrenzt!
Teams können nur entstehen, wenn Generationen zusammenfinden. Und wo geht das besser, als bei einer guten Tasse Tee oder Kaffee und einem Stück selbstgebackenem Kuchen?
In einer lockeren Umgebung und einem harmonischen Ambiente kann man zusammenkommen, sich kennenlernen, Vorstellungen austauschen und schauen, ob die Chemie passt.